Lohnt es sich in Zeiten maschineller Übersetzung noch, Dolmetscher oder Übersetzer zu werden?

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Dolmetschen ist eine spannende, fordernde und interessante Arbeit – viele Menschen, die vor der Entscheidung für oder gegen den Beruf des Dolmetschers stehen, fragen mich aber, ob sich das eigentlich noch lohnt.

Was kann maschinelle Übersetzung bereits heute leisten?

Künstliche Intelligenz kann schon vieles übernehmen. Wenn die entsprechende Datenbank mit möglichst vielen und präzisen Termini und Phrasen gefüttert wird, kann sie natürlich Texte übersetzen. Ein großer Vorteil ist ihre Geschwindigkeit, gerade bei großen Textmengen mit vielen Wiederholungen. Der Nachteil: das menschliche Denken fehlt. Die Maschine erkennt keine Doppeldeutigkeit, kennt unter Umständen keine Synonyme und schon gar keine Ironie oder Scherze. Auch unterschiedliche Rechtsbegriffe der verschiedenen Rechtssysteme einzelner Länder können Schwierigkeiten bereiten. Die Konsequenz: die maschinelle Übersetzung muss Korrektur gelesen werden.

Mithilfe künstlicher Intelligenz können auch gesprochene Sätze bereits übersetzt werden. So weit, dass man sich im beruflichen Bereich auf die Übersetzung der Maschine verlassen kann und möchte, ist es aber nicht.

Bleibt also trotz maschineller Übersetzung noch Arbeit für uns Dolmetscher und Übersetzer?

Ja, denn man muss bedenken, wann und wofür man professionelle Dolmetscher auch heute schon einsetzt. Wir arbeiten nicht für Urlauber, die hier und da nach dem Weg fragen oder Essen bestellen wollen.  

Wir arbeiten für Unternehmen, Gerichte und Institutionen. Dort, wo wir eingesetzt werden, kommt es darauf an. Es geht um Genauigkeit vor Gericht. Für Unternehmen geht es um ihren Geschäftserfolg. Es geht um wichtige Verhandlungen zu internationalen Kooperationen, zu Gesprächen in denen Konflikte gelöst werden müssen, vielleicht, um einen Gerichtsprozess noch abzuwenden. Es geht um Verhandlungen mit Gewerkschaften, um Arbeitsplätze.

Falsche Übersetzungen können im Maschinenbau, in der Medizin und in vielen anderen Bereichen zur finanziellen und rechtlichen Katastrophe werden.  

Der Übersetzer von morgen wird anders arbeiten

Fazit: Unser Beruf wird sich stark verändern und tut es auch schon.

Vor 40 Jahren wurde noch jeder Brief ins Ausland übersetzt. Meine älteren Kollegen erzählen gerne aus den Zeiten, in denen sie noch in die Stadtbibliothek gegangen sind, um Wörter nachzuschlagen und zu recherchieren. Das ist längst Vergangenheit.

Dolmetscher und Übersetzer werden mit der Maschine arbeiten, auf unterschiedliche Art und Weise. Maschinen kontrollieren beispielsweise unsere Übersetzungen auf Fehler, wie gleichlautende, aber unterschiedlich übersetzte Wörter. Oder aber andersherum. Übersetzer kontrollieren maschinell erstellte Übersetzungen (Post-Editing).

Es bilden sich dank neuer Technologien also auch neue Berufsbilder heraus, wie z.B. eben das Post-Editing oder das Schriftdolmetschen.

Der Bedarf ist da – wir müssen uns anpassen

Der Bedarf an Übersetzungsdienstleistungen wächst seit Jahren, internationale Kooperationen nehmen zu, Dolmetscher und Übersetzer werden also unbedingt gebraucht. Maschinelle Übersetzung und künstliche Intelligenz wird ihre Arbeitsweise in Zukunft aber weiter verändern.

Wer Übersetzer oder Dolmetscher werden möchte, muss sich dieser neuen Entwicklungen bewusst sein. Und am besten von Anfang an auf dem Laufenden bleiben.

Sprachen, verschiedene Kulturen und ein bunter Arbeitsalltag gegen Buchhaltung und Altersvorsorge

Was ihr unbedingt beachten solltet, wenn ihr Dolmetscher oder Übersetzer werden möchtet, erkläre ich in diesem Video.

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