Wie viel verdient ein Übersetzer?

Quanto guadagna un traduttore ogni mese

Hinweis: Im Text wird das generische Maskulinum verwendet, gemeint sind alle Geschlechter.

Wenn man sich für einen Beruf entscheidet, ist es normal (und vernünftig), sich über das Gehalt Gedanken zu machen. Im Fall des Übersetzers ist die Frage nach dem Verdienst nicht ganz so einfach zu beantworten.

Der Beruf des Übersetzers ist sehr facettenreich und kann auf unterschiedlichste Weise ausgeübt werden. Deshalb müssen wir bei der Berechnung des Einkommens einiges berücksichtigen: die Branche, die Auftraggeber, die Sprachkombination und die Art des Auftrags sind nur einige der Faktoren, die sich auf den Verdienst auswirken können.

In diesem Artikel bin ich davon ausgegangen, dass wir als Übersetzer Vollzeit arbeiten und niemals Leerlauf haben, was natürlich nicht wirklich der Realität entspricht.

Mit der Berechnung versuche ich, eine Spanne zu ermitteln, innerhalb derer sich der Verdienst einen Übersetzers üblicherweise bewegt. Der Einfachheit halber gehe ich davon aus, dass wir einzig und allein als Übersetzer arbeiten. In der Praxis sind Übersetzer manchmal zum Beispiel auch als Dolmetscher tätig.

Wo und wie arbeiten Übersetzer?

Die allermeisten Übersetzer in Deutschland arbeiten als Freiberufler. Sie leben von einzelnen Aufträgen, die sie von Unternehmen, Behörden und Privatpersonen bekommen.

Nur wenige Übersetzer sind angestellt. Trotzdem gibt es hin und wieder Stellen in internationalen Unternehmen, in Übersetzungsbüros, Verlagen und natürlich in Sprachendiensten von Institutionen wie der Europäischen Union.

In diesem Artikel konzentriere ich mich auf die Frage, wie viel man als freiberuflicher Übersetzer verdient, da das Gehalt angestellter Übersetzer, wie in jedem anderen Beruf auch, von der jeweiligen Stelle abhängt.

Ist man als freiberuflicher Übersetzer tätig, wählt man zwischen einer Tätigkeit als Kleinunternehmer (nur möglich, wenn der Jahresumsatz nicht über 22.000 € liegt) oder einer umsatzsteuerpflichtigen Tätigkeit. In dem Fall schlägt man auf all seine Rechnungen die Mehrwertsteuer in Höhe von 19% auf, die man dann ans das Finanzamt abführt. Ein möglicher Vorteil der Kleinunternehmerregelung kann sein, dass die eigenen Dienste im Vergleich zu Mitbewerbern günstiger sind, da die Mehrwertsteuer entfällt. Ein Nachteil ist jedoch, dass man Kunden und Kollegen gegenüber oft als Hobby-Übersetzer gilt. Man kann außerdem keine Vorsteuer geltend machen.

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In welchen Bereichen arbeiten Übersetzer?

Wie bereits erwähnt, ist die Arbeit des Übersetzers äußerst vielseitig. Übersetzer können sich auf viele verschiedene Bereiche spezialisieren. Ein Übersetzer kann zum Beispiel an Zeugnissen, Verträgen, technischen Handbüchern, Filmdrehbüchern, Werbe- und Marketingtexten, Untertiteln, Benutzeroberflächen für Softwareprodukte, Videospielen und vielem mehr arbeiten. Schauen wir uns die einzelnen Bereiche, mögliche Aufträge und Auftraggeber einmal an.

Lokalisierung von Software und Videospielen

Der Bereich der Software- und Videospiellokalisierung ist weitläufig und erfordert besondere Fähigkeiten, die sich von denen anderer Branchen unterscheiden: Der Einsatz von CAT-Tools ist in diesem Bereich unverzichtbar und notwendig. Oft müssen Zeichenbegrenzungen innerhalb von Segmenten beachtet werden, und man muss in der Lage sein, mit computerlinguistischen Elementen umzugehen.

TEXTE: Werbematerialien, an den Benutzer gerichtete Systemmeldungen, UX und UI, Untertitel für Spiele, Handbücher, Beschreibungen, Befehle

KUNDEN: Agenturen, Verlage, Entwickler

Juristische Übersetzungen

TEXTE: Verträge, gerichtliche Beschlüsse und Urteile, juristische Fachartikel

KUNDEN: Agenturen, Privatkunden, Anwaltskanzleien, Gerichte

Technische Übersetzungen

TEXTE: Handbücher, technische Dokumentationen und Anleitungen in Bereichen wie Gesundheit, Elektronik, Mechanik, Industrie

KUNDEN: Agenturen und Unternehmen

Marketing-Übersetzungen

Das Übersetzen im Marketingbereich bringt Herausforderungen und Besonderheiten mit sich, die oft einen äußerst kreativen, vom Ausgangstext losgelösten Ansatz erfordern. Man spricht hier oft von Transkreation statt vom Übersetzen.

TEXTE: Werbetexte, Werbekampagnen, Newsletter, Werbebriefe

KUNDEN: Firmen, Unternehmen, spezialisierte Werbeagenturen

Audiovisuelle Übersetzung

In diesem Bereich ist es noch wichtiger als in anderen, die Beziehung zwischen dem visuellen und dem textlichen Element während des Übersetzungsprozesses zu berücksichtigen. Außerdem müssen die Untertitler eine spezielle Untertitelungssoftware verwenden und mit Zeichenbegrenzungen und Richtlinien umgehen können.

TEXTE: Untertitel für Filme, Dokumentarfilme und Fernsehserien, Übersetzung von Drehbüchern, die für Dialog- oder Voice-Over-Adaptionen vorgesehen sind

KUNDEN: Agenturen, Unternehmen, Regisseure, Filmfestivals

Literaturübersetzungen

Literaturübersetzer übersetzen Literatur, wie der Name schon sagt. Es handelt sich um eine eigene Branche mit eigenen (leider meist sehr niedrigen) Preisen. Es gibt sogar eigene Studiengänge für das Literaturübersetzen.

TEXTE: Comics, Zeitungsartikel, Biografien, Kochbücher, Reisebücher, Gedichtbände, Romane

KUNDEN: Verlage, Autoren

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Schauen wir uns nun die Faktoren an, die für die Berechnung des Gehalts eines Übersetzers eine Rolle spielen.

Die effektiven Arbeitstage

Wenn wir berechnen möchten, wie viel ein Übersetzer im Monat verdienen kann, müssen wir mehrere Faktoren berücksichtigen. Die folgende Berechnung ist aufgrund der vielen Variablen nicht unbedingt für alle gültig und stellt zwangsläufig eine Vereinfachung und Annäherung dar.

Zunächst müssen wir herausfinden, wie viele bezahlte Arbeitstage ein Übersetzer im Durchschnitt pro Monat hat. Wenn wir Krankheitstage, Wochenenden, Feiertage und Ferien von der Gesamtanzahl der Tage im Jahr abziehen (und dabei mögliche Überstunden außer Acht lassen), erhalten wir eine ungefähre Anzahl der effektiven Arbeitstage eines Übersetzers:

 

365 Tage im Jahr

- 104 Wochenendtage

- 11 Feiertage

- 28 Urlaubstage

- 6 Krankheitstage

__________________

= 216 Arbeitstage pro Jahr bzw. 18 Arbeitstage pro Monat

Dann gibt es noch eine ganze Reihe unbezahlter Aufgaben, um die sich ein Selbstständiger kümmern muss: Buchhaltung und Verwaltung, Angebote, telefonische Kundenbetreuung, E-Mail-Austausch und Marketing sowie die Weiterbildung. All diese unbezahlten Aufgaben nehmen rund 20 Prozent der Zeit in Anspruch, mindestens. Das bedeutet, dass wir etwa drei Tage im Monat ohne Bezahlung arbeiten.

Es bleiben also durchschnittlich etwa 15 Tage bezahlte Arbeit pro Monat. In der Praxis gibt es Zeiten, in denen man kaum weiß, wie man das Arbeitspensum bewältigen soll und andere, in denen man zu wenig Arbeit hat. Auch das muss man berücksichtigen.

Ein weiterer wichtiger Faktor, den es zu berücksichtigen gilt, sind die Fixkosten: Ohne Computer, Wörterbücher, Computerprogramme, CAT-Tools und ähnliches kommt man als Übersetzer nicht weit. Ich habe diese Fixkosten in einem anderen Artikel meines Blogs im Detail berechnet: Wie viel verdient ein Dolmetscher?

Für unsere Berechnung des Einkommens eines Übersetzers gehen wir von rund 700 Euro Fixkosten pro Monat aus.

Die Preise für Übersetzungsdienstleistungen selbst variieren stark, zum Beispiel je nach:

    • Sprachkombination
    • Thema
    • Art des Auftrags (z.B. beglaubigt oder nicht)
    • Eilbedürftigkeit
    • Umfang

Auch der Auftraggeber ist entscheidend: Mit Direktkunden verdient man in der Regel deutlich mehr, während Agenturen oft niedrigere Honorare zahlen. Das liegt daran, dass eine Agentur die Kosten und den Betrieb des gesamten Unternehmens berücksichtigen muss, was sich zwangsläufig in den Honoraren widerspiegelt, die den Übersetzern angeboten werden.

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Wie berechnet man das Honorar für eine Übersetzung?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Berechnung. In Deutschland ist eine Berechnung pro Normzeile oder Wort üblich. Der Übersetzer ermittelt mithilfe von Texterkennungsoftare (OCR-Software) die Anzahl der Normzeilen (oder der Wörter). Eine Normzeile entspricht 55 Anschlägen, einschließlich Leerzeichen.

Die Anzahl der Normzeilen oder der Wörter multipliziert er dann mit seinem Preis pro Normzeile bzw. Wort.

Wenn CAT-Tools verwendet werden und Wiederholungen berücksichtigt werden sollen, kommt eine "gewichtete" Berechnung der tatsächlich gezahlten Wortzahl in Frage, insbesondere bei der Zusammenarbeit mit Agenturen. Für jede Wiederholung erhält man dann nur einen bestimmten Prozentsatz des eigentlichen Wortpreises. Hier ist Vorsicht geboten, denn je nachdem, wie hoch die Übereinstimmung eines Segments mit dem anderen ist, bedeutet die Übersetzung der Wiederholung für uns Übersetzer nicht unbedingt weniger Arbeit.

In Bereichen wie Marketing oder im audiovisuellem Bereich können und müssen Aufträge anders berechnet werden. In diesen Kategorien ist eine Berechnung pro Wort natürlich nicht möglich: Auch wenn ein Werbeslogan nur wenige Wörter enthält, kann die Übersetzung sehr aufwendig sein und viel Kreativität, Recherche und Zeit kosten. Bei der Übersetzung von Videospielen und Ähnlichem erhält der Übersetzer so oft ein Honorar pro Videominute.

Wie viele Wörter oder Normzeilen kann man an einem Tag übersetzen?

Fahren wir mit unserer Berechnung fort: Der nächste Schritt ist die Frage, wie viel man an einem Tag übersetzen kann, d.h. die Übersetzungsgeschwindigkeit.

Die Übersetzungsgeschwindigkeit variiert von Übersetzer zu Übersetzer. Im Durchschnitt können professionelle Übersetzer an einem Tag 2000-2500 Wörter oder 250 Normzeilen übersetzen. Abhängig ist die genaue Wort- bzw. Zeilenzahl davon, wie sehr man mit der Materie vertraut ist, ob viel Recherche nötig ist oder nicht und ob man mit CAT-Tools arbeitet. Hat man Teile eines Vertrags oder einer Urkunde schon einmal übersetzt, erkennt das Tool dies im besten Fall und spuckt die Übersetzung auf Knopfdruck aus.

Arbeitet man mit einer unbekannten Software oder hat einen abwechslungsreichen Text ohne Wiederholungen oder mit vielen kniffeligen Stellen vor sich, ist die tatsächliche Geschwindigkeit sicherlich niedriger. Kurz gesagt: Standardtexte lassen sich in der Regel schneller übersetzen als andere.

Diese Zahlen sollten daher als Näherungswerte betrachtet werden. Auch hier gibt es viele Faktoren, die beeinflussen können, wie schnell man übersetzt.

Welche Wort- und Zeilenpreise sind üblich?

Grundsätzlich gilt, dass jeder Freiberufler seine eigenen Preise macht. Es gibt keine "Normpreise", mit Ausnahme derer, die das JVEG für Übersetzungen festschreibt, die von Gerichten in Auftrag gegeben werden. Ein Grund mehr, sich seine Honorare gut zu überlegen und gegenüber Kunden durchzusetzen.

Preise für Direktkunden

Die Preise für Direktkunden liegen in Deutschland zwischen 1,20 € und 2,10 € pro Normzeile bzw. zwischen 0,12 € und 0,24 € pro Wort. Ungefähr! Jeder bestimmt diese Preise wie gesagt am Ende selbst. Hinzu kommen mögliche Aufschläge für eine Beglaubigung, für eine Version mit elektronischer Signatur, für eine besonders schnelle Lieferung usw.

Preise für Agenturen

Agenturen zahlen in der Regel zwischen 0,60 € und 1,30 € pro Normzeile bzw. zwischen 0,07 und 0,14 € pro Wort. Da wird schnell klar, dass sich das Einkommen eines Übersetzers stark von dem eines anderen unterscheiden kann. Viele Agenturen geben die Preise vor, statt den Übersetzer nach einem Angebot zu fragen. Es ist wichtig, sich über die eigene Schmerzgrenze im Klaren zu sein und Aufträge zu unrentablen Konditionen abzulehnen.

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Wann wird ein Aufschlag berechnet oder ein Rabatt gewährt?

Es kann vorkommen, dass Übersetzer, die für Direktkunden übersetzen, einen Aufschlag auf ihre Leistungen berechnen. Meist ist das der Fall, wenn:

    • die Übersetzung sehr eilig ist
    • viel formatiert werden muss
    • zusätzliches Korrekturlesen nötig ist

Gleichzeitig gewähren Übersetzer manchmal Rabatt für wiederkehrende Kunden oder in Fällen, in denen das Arbeitsvolumen einen etwas niedrigeren Preis rechtfertigt.

Wie viel verdient ein Übersetzer also pro Monat?

Kommen wir zu den Zahlen und berechnen das mögliche Einkommen eines Übersetzers unter Berücksichtigung aller bisher gemachten Überlegungen. Dabei muss klar sein, dass ein Übersetzer höchstwahrscheinlich verschiedene Aufträge mit unterschiedlicher Vergütung erhält. Um diese Unterschiede ein bisschen auszubügeln, stelle ich jeweils Berechnungen mit einem niedrigen, einem mittleren und einem hohen Preis pro Normzeile bzw. Wort an.

Wichtig: Steuern und Kranken-bzw. Rentenversicherung sind in dieser Berechnung nicht berücksichtigt.

 

1. BERECHNUNG PRO WORT

 

2500 Wörter pro Tag x 0,06 /Wort x 15 effektive Arbeitstage = 2250 €

- Fixkosten

________
= circa 1550 €, abzüglich Steuern, Kranken- und Rentenversicherung

 

 

2500 Wörter pro Tag x 0,10 €/Wort x 15 effektive Arbeitstage = 3750 €

- Fixkosten

________
= circa 3050 € abzüglich Steuern, Kranken- und Rentenversicherung

 

 

2500 Wörter pro Tag x 0,20 €/Wort x 15 effektive Arbeitstage = 7500 €

- Fixkosten

________
= circa 6800 € abzüglich Steuern, Kranken- und Rentenversicherung

 

 

2. BERECHNUNG PRO NORMZEILE

 

250 Normzeilen pro Tag x 0,60 €/NZ x 15 effektive Arbeitstage = 2250 €

- Fixkosten

________

= circa 2250 € abzüglich Steuern, Kranken- und Rentenversicherung

 

 

250 Normzeilen pro Tag x 1,30 €/NZ x 15 effektive Arbeitstage = 4875€

- Fixkosten

________

= circa 4175 € abzüglich Steuern, Kranken- und Rentenversicherung

 

 

250 Normzeilen pro Tag x 1,90 €/NZ x 15 effektive Arbeitstage = 7125€

- Fixkosten

________

= circa 6425 € abzüglich Steuern, Kranken- und Rentenversicherung

 

Ich denke, diesen Zahlen machen deutlich, wie stark das Einkommen von Übersetzern variieren kann und wie wichtig es ist, die eigenen Preise bewusst festzulegen.

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