Ich möchte Dolmetscher werden - was muss ich bei der Entscheidung berücksichtigen?

Mit Klick auf das Bild öffnet sich das Video in einem neuen Fenster bei Youtube.

Reine Sprachenberufe gibt es wenige. Als Simultandolmetscher im Europäischen Parlament - das klingt interessant. Was es bei der Entscheidung alles zu berücksichtigen gilt, erkläre ich in diesem Blog-Eintrag. 

Habe ich die Motivation, mich selbst zu managen? 

Die allermeisten Dolmetscher und Übersetzer arbeiten freiberuflich. Das bedeutet neben relativ freier Zeiteinteilung auch, dass sie selbst für die Buchhaltung, ihre Versicherung, Werbung und Organisation sorgen müssen. Außerdem gibt es kein festes Gehalt. Die Honorare gehen nach getaner Arbeit ein - und wenn nicht, muss man sich selbst mit dem Kunden auseinandersetzen und im schlimmsten Fall Zahlungserinnerungen und Mahnungen verschicken. 

Das Dolmetschstudium ist viel mehr als ein Sprachenstudium

Es gibt Parallelen zu Studiengängen wie Anglistik, Romanistik oder dem Lehramtsstudiengang. Was diesen aber fehlt, ist die Vermittlung der Dolmetschtechniken. Diese Techniken sind wie ein Handwerk, das man im Laufe der Jahre lernt. Grundlage für die Ausübung des Berufs sind Sprachen und Dolmetschtechnik!

Ich muss nicht zwei- oder dreisprachig aufgewachsen sein, um als Dolmetscher zu arbeiten

Die meisten Dolmetscher haben zwei oder drei Arbeitssprachen. Das sind die Sprachen, die ein ausreichend hohes Niveau haben, um damit solide dolmetschen zu können. Dieses Niveau kann man erreichen, wenn man lang genug im Land lebt und an sich arbeitet. Man muss es jedoch auch halten, und das kostet Zeit. Es bedeutet, dass man Nachrichten in Landessprache verfolgt, sich in die Terminologie neuer Themenbereiche einarbeitet usw. Zweisprachig aufgewachsen zu sein kann nützlich sein, muss es aber nicht. Viel wichtiger sind hier das Gefühl für Sprache allgemein, die Fähigkeit, sich Dolmetschtechniken anzueignen und sie zu nutzen, um nur einige zu nennen.  

Exotische Sprachen sind nicht besser als Englisch, Spanisch oder Französisch

Für exotische Sprachen gibt es weniger Dolmetscher, damit auch weniger Konkurrenz. Das stimmt. Aber es gibt auch viel weniger Aufträge. Und die sind mitunter über die halbe Welt verteilt. Ich habe eine Kollegin, die jeden Tag Deutschland mit der Bahn durchquert, weil sie als Dolmetscherin für eine seltene Sprache von den unterschiedlichsten Gerichten geladen wird. Eine andere Kollegin wiederum spricht Russisch und arbeitet fast jeden Tag in ein und demselben Gericht, weil sich ein Prozess an den anderen reiht, in dem sie gebraucht wird.

Es gibt unglaublich viele Tätigkeitsfelder für Dolmetscher - und für Übersetzer 

Nicht alle Dolmetscher arbeiten für die Europäische Union. Oder für die Gerichte. Eine Rolle für die Einsatzbereiche spielen zum Beispiel 1. die Sprachkombination, 2. der Wohnort und 3. die Spezialisierung auf die Fachgebiete. 

Für die EU ist meist Englisch oder Französisch nötig, zusätzlich zu den anderen EU-Sprachen. Spanisch wird bei Gericht ab und zu gebraucht, dafür häufiger bei Werksführungen, Vertragsverhandlungen, Schulungen, also im Unternehmensbereich. Es gibt einige "Konferenzstädte" in Deutschland, in denen mehr Konferenzen stattfinden als in anderen- und als auf dem Land, natürlich. 

Übersetzer hingegen arbeiten von überall aus.

Konkurrenz durch künstliche Intelligenz

Immer drängender wird die Frage, ob es sich in Zeiten maschineller Übersetzung überhaupt noch lohnt, Dolmetscher oder Übersetzer zu werden. Bleibt noch genug Arbeit für uns Sprachmittler? Wie wird sich unser Berufsalltag verändern? Antworten auf diese Fragen findet ihr in diesem Video.

 

Zurück